Wie Divines Leben vor dem Angriff auf ihre Kirche aussah, weiß keiner. Nicht einmal sie selbst. Die islamistischen Rebellen nahmen ihr ihre Eltern und alle Erinnerungen an eine vermutlich schöne und unbeschwerte Kindheit. Zurück geblieben sind die schrecklichen Bilder des Angriff s, die sich ihr in die Seele eingebrannt haben, und die Narben auf ihrer Haut. Was die Islamisten Divine aber nicht nehmen konnten, ist ihr Glaube an Jesus. Trotz der furchtbaren Erfahrung ist Divine ein fröhliches Mädchen, das ihre Kraft aus dem Wort Gottes schöpft .
Als Divine und ihre Eltern eines Abends im Juni 2022 wie gewöhnlich an einem Gebetstreff en ihrer Gemeinde teilnahmen, ahnten sie nicht, welche Katastrophe noch über sie hereinbrechen würde. Divine und ihre Eltern waren neu in der Gemeinde. Sie wohnten gerade erst ein Jahr in dem Dorf in der Nähe des Albertsees. Der ist mit seinen 5.300 Quadratkilometern etwa zehnmal so groß wie der Bodensee. Hier hatte Divines Vater Arbeit in der Fischerei gefunden. Die Familie war froh, in ihrer Wahlheimat gut angenommen und angekommen zu sein. Doch ihre Freude war von kurzer Dauer. In dieser Region im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo ist die Lage für Christen gefährlich. Bewaffnete Gruppen wie die ADF („Alliierte Demokratische Kräft e“) verfolgen und töten Christen auf brutalste Weise. ADF fühlt sich mit dem „Islamischen Staat“ verbunden.
Leben unter Trümmern
Auch Divines Familie blieb nicht verschont. Jener Juniabend 2022 sollte Divines Leben für immer verändern. Die versammelte Gemeinde war gerade ins Gebet vertieft , als plötzlich ein schrecklicher Lärm von draußen hereindrang. Bewaff nete Terroristen griff en das christliche Dorf an. Sie setzten Häuser, Läden und auch die Kirche in Brand. „Noch bevor wir uns in Sicherheit bringen konnten, drangen mehrere Männer in unsere Kirche ein. Sie schütteten Benzin in unseren Gebetsraum. Dann zündeten sie es an. Sofort brach Feuer aus und schlug hohe Flammen. An das, was danach geschah, erinnere ich mich nicht mehr“, erzählte Divine später einem ihrer Ärzte.
Innerhalb weniger Minuten richteten die Rebellen großes Leid an. Sie brannten das kleine Dorf nieder. Am Morgen nach dem Angriff suchte eine Frau in den Trümmern nach Überlebenden. Aber sie fand nur Tote – auch in der Kirche, die Divines Familie besucht hatte. Benommen vom Anblick der vielen Opfer, wollte sich die Frau gerade nach Hause zurückschleppen, als ihr ein Kind auffiel, das trotz schwerster Verbrennungen noch lebte. Als sie sich dem Mädchen zuwandte, merkte sie, dass es zwar noch atmete, aber bewusstlos war.

Sie nahm das Kind und brachte es ins Krankenhaus. Da sie den Namen des Mädchens nicht kannte, nannte sie es „Divine Grace“ („göttliche Gnade“). Sie hielt es für ein Wunder und eine besondere Gnade Gottes, dass das Kind noch am Leben war. Dann bat sie die Leiter ihrer Gemeinde, für das Kind zu beten und nach einer geeigneten Pflegefamilie zu suchen.
Schwere Verbrennungen
Fast 50 Prozent von Divines Körperoberfl äche waren verbrannt. Die Ärzte, die versuchten, Divines Kreislauf zu stabilisieren, schätzten ihre Überlebenschancen als sehr gering ein. Vor allem war jetzt ein erfahrener Chirurg für die Erstoperationen vonnöten. Voller Gottvertrauen beteten die Gemeindeleiter für einen solchen Arzt. Nach kurzer Zeit fanden sie Dr. Justin Mandaboy, einen bekannten und gefragten Kinderchirurgen aus der Region.
Dr. Mandaboy hatte in einer Unfallklinik in Kanada gearbeitet. Seiner Erfahrung nach hatten Kinder mit Verbrennungen von mehr als 50 Prozent der Körperoberfläche kaum Überlebenschancen. „Aber als ich das Mädchen sah, war ich zuversichtlich, sie mit Gottes Hilfe retten zu können,“ erinnert er sich. Er erklärte den Gemeindeleitern, dass Divine mehrere Operationen und längere Nachbehandlungen benötigen würde. Auch der Heilungsprozess würde Jahre dauern, sagte Dr. Mandaboy.
Danach suchten die Gemeindeleiter nach einer Pflegefamilie, die Divine während des Behandlungsprozesses begleiten würde. Schnell fand sich Lina, eine Mutter von zwei Kindern. Sie wollte Divine helfen. „Als ich Divines Geschichte hörte, war ich tief bewegt. Ich fühlte Mitleid in meinem Herzen. Ich dachte, wenn mir und meinen Kindern so etwas Grausames widerfahren und ich sterben sollte, wünschte ich mir, dass sich jemand um meine Kinder kümmert“, erklärt Lina.
Gottes Wort als Kraftquelle
Mit viel Liebe und Geduld war Lina die ganze Zeit an Divines Seite. Sie behandelte Divine wie ihre eigene Tochter und tat alles, damit es dem Mädchen wieder gut ging. Sie begleitete sie jeden Morgen in die Kapelle. „Wir beten zusammen Psalmen und singen Lobpreislieder. Das gibt ihr Halt und Hoffnung. Sie ist so ein fröhliches Mädchen. Sie hat eine unbeschreiblich große Freude und einen unerklärlich tiefen Frieden“, sagt Lina. Innerhalb von zwei Jahren musste Divine sechs Mal operiert werden. Laut Dr. Mandaboy sind noch weitere Behandlungen notwendig. Aber er ist zuversichtlich, dass Divine auch die anstehenden Behandlungen gut überstehen wird. „Sie ist positiv eingestellt. Das macht es ziemlich einfach, sie zu behandeln“, erläutert Dr. Mandaboy.

Obwohl Divine so fröhlich ist und gerne singt, weiß Dr. Mandaboy, dass da auch noch innere Wunden sind, die heilen müssen. Durch das schwere Trauma kann sich Divine nicht mehr an Einzelheiten aus ihrem Leben vor dem Angriff erinnern. Nicht einmal an ihren eigenen Namen erinnert sie sich. Aber ihr Glaube hilft ihr, durch jeden Tag zu kommen.
„Ihre Familie muss wohl fest in Jesus gegründet gewesen sein“, vermutet Dr. Mandaboy. „Denn sie liest viel in der Bibel und geht jeden Morgen zum Beten in die Kapelle. Das zeigt, dass sie zu Hause wohl eine gute christliche Erziehung genossen hat und auf diesem Fundament aufb aut. Sie wird ihren Weg mit Gott machen. Ich bin überzeugt: Er hat einen Plan und eine Zukunft für sie.“
Bitte beten Sie mit
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für Divine, dass unser Herr und Heiland auch ihr zerbrochenes Herz heilt und ihre Wunden verbindet.