In den letzten zehn Jahren haben die Gewalttaten gegen Christen, vor allem gegen Pastoren, in Indien stark zugenommen. Das hat mit dem hindu-nationalistischen Kurs zu tun, den Premierminister Narendra Modi fährt. Seine Politik ist Wasser auf die Mühlen der extremistischen Hindus, die Hass und Hetze gegen religiöse Minderheiten wie Christen schüren. Zwölf der indischen Bundesstaaten haben sogenannte „Anti-Konversionsgesetze“ eingeführt. Offiziell werden die Anti-Konversionsgesetze auch „Gesetze zum Schutz des Rechts auf Religionsfreiheit“ genannt und sollen nach Aussagen der Regierung Zwangskonversionen verhindern. Allerdings dienen sie oft als Vorwand für die Verfolgung von Pastoren. Die Pastoren werden vermehrt beschuldigt, Hindus unter Zwang zum Christentum zu bekehren. Arjun hat als Teenager Jagd auf Pastoren gemacht. Später wurde er selbst Pastor und Opfer von Hass, Hetze und Gewalt.
Als Jugendlicher interessierte sich Arjun nicht für Gott. Alkohol, Zigaretten und Frauen bestimmten sein Leben. Sein Ziel war es, einen guten Schulabschluss zu machen und viel Geld zu verdienen. Seiner Mutter, der einzigen Christin in der Familie, machte er das Leben schwer. Er beleidigte ihren Glauben, stellte sich ihr in den Weg, wenn sie die Kirche besuchen wollte, und untersagte ihr, die Bibel zu lesen. Hasserfüllt folgte Arjun seiner Mutter oft in die Kirche. Dort attackierte er die Pastoren verbal: „Ich beschimpfte sie auf die übelste Art und Weise und verhöhnte ihren Glauben, aber sie blieben ganz ruhig. Das machte mich sehr nachdenklich“, erinnert sich Arjun.
Seine Mutter schämte sich für sein respektloses Verhalten und entschuldigte sich bei ihrer Gemeinde. Statt sich zu beschweren, ermutigten die Glaubensgeschwister und ihre Pastoren sie, für ihren Sohn zu beten. Das tat sie dann auch und erzählte ihm immer wieder von der Liebe Jesu Christi zu seinen Geschöpfen. Aber Arjun reagierte jeweils aggressiv auf die Worte seiner Mutter.
Suche nach dem Sinn des Lebens
Mit Anfang 20 machte sich Arjun auf die Suche nach dem Sinn des Lebens. Je mehr er sich mit Sinnfragen beschäftigte, desto deprimierter wurde er. Nach einer Weile litt er unter starken Depressionen. In dieser Zeit träumte Arjun eines Nachts von Jesus. „Als ich aufwachte, hatte ich einen unbeschreiblichen Frieden in meinem Herzen und die Depressionen waren von heute auf morgen weg. Also entschied ich mich, Jesus nachzufolgen“, erinnert sich Arjun.
Nach seiner Bekehrung brach Arjun mit seinem alten Leben. Er hörte auf zu rauchen und Alkohol zu trinken; heiratete eine christliche Frau. Jetzt verbrachte er viel Zeit mit der Bibel und mit Gott. Sein Ziel war es fortan, viele Menschen in Indien für Jesus zu gewinnen. Er gründete eine kleine Gemeinde und predigte über das Reich Gottes. Seinen Freunden missfiel sein neuer Lebensstil. Sie brachen den Kontakt zu ihm ab.
Arjun, dessen Lebensmittelpunkt Jesus geworden war, konzentrierte sich voll und ganz auf seinen Dienst in der Gemeinde. Sein Dienst blieb nicht ungestört. Immer wieder wurde er wegen seines Glaubens bedroht. Aber Arjun ließ sich nicht einschüchtern.
„Als ich aufwachte, hatte ich einen unbeschreiblichen Frieden in meinem Herzen und die Depressionen waren von heute auf morgen weg. Also entschied ich mich, Jesus nachzufolgen“
Angriff auf Arjuns Gemeinde
Donnerstag, 15. August 2024: Pastor Arjun und einige Gemeindemitglieder hatten sich am Abend für einige Ausbesserungsarbeiten in der Kirche getroffen, als auf einmal eine Gruppe von acht unbekannten Männern das Gebäude stürmte. Wutentbrannt schlugen sie auf Arjun ein und zerstörten die Sitzbänke, die Lampen, die Fenster, die Kanzel und den Opferkasten. Die Gemeindemitglieder, die dabeistanden, riefen sofort die Polizei an. Die Angreifer wurden zwar festgenommen, allerdings eine Stunde nach der Festnahme wieder freigelassen.
Durch die Schläge erlitt Arjun viele Prellungen und einen Jochbeinbruch im Gesicht. Er musste im Krankenhaus behandelt werden. Er brauchte Monate, bis er wieder auf die Beine kam. Bis heute leidet er unter starken Schmerzen im Gesicht und hat Probleme mit dem Sehen. „Die Schläge waren brutal. Bei jedem Schlag ins Gesicht dachte ich, ich verliere das Bewusstsein. Als ich auf dem Boden lag und sie auf mich einschlugen, erinnerte ich mich an Gottes Verheißung: ‚Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen‘ (Hebräer 13,5). Diese Worte gaben mir Kraft. Ich wusste, ich bin nicht allein, der Herr ist bei mir“, erzählt Arjun.
Licht sein
Arjuns Frau war bei dem Überfall dabei gewesen und hatte alles mit ansehen müssen. Danach brauchte sie seelsorgerliche Betreuung. Aber der Vorfall hat sie beide in ihrem Dienst für den Herrn bestätigt, sagt Arjun: „Wir wissen, wir sind berufen, Licht zu sein. Wir haben in den letzten Monaten, die hart für uns waren, nie an Gottes Weg und an seinem Plan für unser Leben gezweifelt“.
Nach dem Überfall hatte sich zunächst vieles in ihrer Gemeinde verändert. Aus Angst vor weiteren Angriffen hatten viele Gemeindemitglieder die Kirche verlassen. Vor dem Angriff zählte die Gemeinde 40 Mitglieder. Nach dem Vorfall kamen nur noch fünf Menschen in die Kirche. Auch viele Nichtchristen aus der Umgebung scheinen durch den Vorfall aufgeschreckt und vorsichtiger zu sein. „Seither ist es so schwer geworden, mit den Menschen auf der Straße über Jesus zu sprechen“, sagt Arjun.
Jesus baut seine Gemeinde
Doch Gott tut Wunder. Seit Oktober letzten Jahres ist die Anzahl der Mitglieder wieder auf mehr als 20 gestiegen. Das ermutigt Arjun und seine Frau, den Dienst, den Gott ihnen anvertraut hat, weiterzuführen: „Wir durften erfahren, dass Gottes Gnade ausreicht und durchträgt, wenn wir standhaft bleiben. Wir geben Gott die Ehre, denn in unserer Schwachheit hat er sich als treu und stark erwiesen.“
Auch wenn Arjuns Gemeinde seit diesem Vorfall keine weiteren Bedrohungen erhielt, stellt er sich auf neue Angriffe ein, weil Verfolgung ein Bestandteil des christlichen Glaubens ist, sagt er. Seinen Angreifern habe er vergeben. Er bete für sie, dass sie zum Herrn finden. Dabei erinnere er sich an seinen Weg, wie er einst gegen die Gemeinde Jesu war, bevor er Christ wurde. Darum sei seine Mission klar, sagt Arjun: „Dienen, um Menschenleben zu retten. Wir wollen das Evangelium zu den unerreichten Menschen bringen. Als Pastor und Nachfolger Jesu zählt für mich nur eins: Die frohe Botschaft verkünden und Leben retten.“
Bitte beten Sie mit
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für Arjun und seine Gemeinde, dass der Herr durch ihren Dienst viele Menschen in Indien zu sich zieht.