Im Norden Nigerias kommt es seit mehr als einem Jahrzehnt immer wieder zu islamistischen Anschlägen auf christliche Dörfer. Dabei greifen seit mehreren Jahren auch militante Fulani christliche Bauern an und töten sie. Einer der schlimmsten Angriffe ereignete sich vor einem Jahr. An Heiligabend 2023 richteten die Islamisten ein Massaker in 18 Gemeinden im Bundesstaat Plateau an. Sie töteten mindestens 195 Menschen, zerstörten über 1.000 Häuser und brannten acht Kirchen nieder. Die, die ihr Leben vor den Fulani retten konnten, sind entwurzelt, traumatisiert oder verwundet.
Heiligabend 2023. 16 Uhr nachmittags. Kofi spielte mit seinem sechs Monate alten Sohn. Er ahnte nicht, dass es das letzte Mal sein würde, dass er ihn auf dem Arm hielt. Plötzlich stürmte seine Frau zur Tür herein: „Draußen sind Schüsse zu hören. Leute rennen panisch überall hin“, rief sie atemlos.
Kofi rannte hinaus, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Ein Mann schrie, dass Nachbardörfer beschossen würden. Doch da drangen schwer bewaffnete Fulani auch schon in ihr Dorf ein und legten Feuer in den Häusern. Kofi rannte ins Haus zurück, holte seine Frau und seine Kinder und flüchtete mit ihnen aus dem Dorf.
Schutzlos ausgeliefert
Nachdem Kofi und einige andere Männer aus dem Dorf ihre Frauen und Kinder an einem Fluss in Sicherheit gebracht hatten, kehrten sie ins Dorf zurück. Noch unterwegs alarmierten sie die Polizei, in der Hoffnung, dass sie ihnen helfen würde. Aber die Polizei unternahm nichts. Die Dorfbewohner waren den Islamisten völlig schutzlos ausgeliefert. „Wir hatten nichts, womit wir uns verteidigen konnten“, erinnert sich Kofi, „wer auf die Fulani traf, wurde niedergemetzelt. Wir rannten um unser Leben.“
Aber für viele endete die Flucht mit dem Tod. Die Fulani holten sie ein und töteten sie. Einige Frauen, darunter auch Kofis Frau und Kinder, versteckten sich in einer leerstehenden Hütte. Als die Fulani sie entdeckten, brannten sie die Hütte nieder. Kofis Frau und vier seiner Kinder konnten sich mit schweren Verbrennungen aus der brennenden Hütte retten.
Bei dem Überfall verloren 26 Menschen aus Kofis Dorf ihr Leben. Männer, Frauen und Kinder – unter ihnen auch Kofis sechs Monate alter Sohn – ermordet von den Fulani. „Sie schossen wahllos um sich und töteten jeden, der ihnen in die Hände fiel. Es war der schlimmste Tag meines Lebens“, erklärt Kofi.
„Wir hatten nichts, womit wir uns verteidigen konnten, wer auf die Fulani traf, wurde niedergemetzelt. Wir rannten um unser Leben.“
Leben nach dem Angriff – Trauma und Hoffnung
Kofi ist Landwirt und baut Getreide an. Bei dem Angriff war sein Haus niedergebrannt und sein gesamter Vorrat an Getreide vernichtet worden. Die Bilder wird er nicht mehr los: „In meinem Herzen ist eine tiefe Wunde. Die Fulani haben mein Leben zerstört, mein Kind genommen. Ich versuche, nicht an das Gemetzel zu denken, aber es gelingt mir nicht. Ich wünsche mir nichts mehr, als dass Gott mein Herz heilt und mir Frieden schenkt“, sagt Kofi.
Auch in den umliegenden Dörfern haben die Christen viele Tote zu beklagen. Sie fühlen sich von der Politik vergessen und verraten. Es ist nicht das erst Mal, dass sie zur Zielscheibe islamistischer Anschläge wurden, aber die Regierung unternimmt nichts dagegen. Obwohl die örtlichen Behörden wissen, dass die Anschläge auf die christlichen Gemeinden im Norden Nigerias geplant und koordiniert wurden, werden die Angreifer strafrechtlich nicht verfolgt.
„Während wir unsere toten Angehörigen betrauern und nach Gerechtigkeit hungern, hoffen wir auf Gott, den obersten Richter und Verteidiger seines Volkes, dass er uns zu Hilfe kommt, auch wenn die Regierung und die Sicherheitsbeamten uns im Stich gelassen haben“, erklärt unser Projektpartner. Er kümmert sich in der Region um verfolgte Christen wie Kofi und Esther. Esther verlor bei den Angriffen an Heiligabend ihren Mann und ihren gesamten Besitz. Als Witwe muss sie seitdem ihre vier Töchter allein durchbringen.
Anschläge überschatten Weihnachten
Esther und ihre Familie waren gerade vom Gottesdienst zurückgekehrt und bereiteten das Weihnachtsessen für den nächsten Tag vor, als die Fulani ihr Dorf überfielen. „Weil eine meiner Töchter seit einem Unfall körperlich beeinträchtigt ist, konnten wir nicht fliehen. Also blieb ich im Haus und sagte meinen Töchtern, sie sollten ihre letzten Gebete sprechen – in der Erwartung, dass die Angreifer jeden Moment hereinstürmen und uns töten würden.“ Wie durch ein Wunder zogen die Angreifer, die das ganze Dorf in Schutt und Asche legten, an ihrem Haus vorbei. „Es war ein furchtbarer Anblick. Überall war Rauch, Asche und Chaos“, erinnert sich Esther. Sie und ihre Töchter haben den Überfall überlebt, ihr Ehemann und 13 Menschen aus ihrem Dorf nicht.
Der Angriff hat Spuren in Esthers Leben hinterlassen. Seitdem leidet sie unter Bluthochdruck. Vor allem aber hat der Verlust ihres Mannes ein Loch in ihr Leben gerissen. Den Mördern ihres Mannes zu vergeben, fällt ihr schwer. „Wenn es nach mir gehen würde, sollte man die Fulani auf die gleiche Weise töten, wie sie meinen Mann getötet haben. Aber Gott sagt in seinem Wort, dass wir uns nicht rächen sollen, sondern, dass wir für unsere Feinde beten sollen, damit sie von ihren bösen Wegen umkehren“, sagt Esther. Es ist ein harter Weg, aber letztlich auch ein segensreicher.
Bitte beten Sie
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für Kofi, Esther und all die anderen Christen in Nigeria, die Angehörige, Nachbarn und Freunde verloren haben, dass Gott ihre Herzen heilt und sie wiederherstellt. Bitte beten Sie auch für die Fulani, dass viele von ihnen zum Glauben an Jesus Christus kommen.