Damitu und Bikila sind Oromo – tief verwurzelt in der uralten Religion ihrer Vorfahren: Waaqeffanna. Sie lebten im Einklang mit den strengen Ritualen und Opfern, die diese traditionelle Glaubensgemeinschaft verlangt. Doch eines Tages hörten sie von der frohen Botschaft von Jesus Christus, von einem Gott, der keine Opfer verlangt, sondern Vergebung und Barmherzigkeit gewährt. Sie kehrten Waaqeffanna den Rücken und zogen den Zorn ihres ganzen Umfelds auf sich.
Damitu war noch ein Teenager, als sie heiratete. Ihr Mann Bikila war viel älter als sie. Er war Anführer der traditionellen äthiopischen Religion Waaqeffanna. Diese Religion wird bis heute von vielen Oromo praktiziert. Die Oromo sind der größte Volksstamm Äthiopiens. Bikila zog oft in den Wald, um dort dem Gott der Waaqeffanna Tiere zu opfern. Bis Damitu zum Glauben an Jesus fand.
Lohn der Nachfolge: Ausgeschlossen. Gehasst. Angegriffen.
Eines Tages hörte Damitu von Jesus – einem Gott, der Menschen liebt, der nur eines verlangt: Glauben. Sie begann, mit ihrem Mann darüber zu reden. „Wir dürfen dem Gott der Waaqeffanna nicht weiter folgen. Der Gott, von dem ich gehört habe, rettet Menschen umsonst. Er braucht keine Opfer und kein Geld“, erzählte sie. Bikila hörte zu. Ihm gefiel der Gedanke: keine Opfergaben mehr, keine Rituale, kein sinnloses Töten von Tieren. Er ließ Waaqeffanna hinter sich.
Seine Familie war empört über seine Entscheidung. Für viele Oromo ist Waaqeffanna nicht nur Religion. Es ist ihre Identität. Besonders jetzt – mitten in der wachsenden Oromo-Unabhängigkeitsbewegung. Die Oromo Liberation Army (OLA) radikalisiert junge Männer. Wer mit Waaqeffanna bricht und Jesus folgt, gilt als Verräter.
Bikilas Familie war streng religiös. Seine Mutter versuchte, das Paar zur Umkehr zu bewegen. Vergeblich. Damitu und Bikila blieben standhaft. Sie wollten nur noch dem Gott der Bibel folgen. Als Bikilas Mutter merkte, dass sie die beiden nicht überzeugen konnte, wurde sie sehr zornig und verfluchte Damitu.
Wenige Wochen später wurde Damitu schwer krank. Sie bat einen Pastor, für sie zu beten. „Er betete und ich wurde wieder gesund“, erinnert sie sich. Von da an stand für das Ehepaar noch eindeutiger fest: Sie folgen nur Jesus nach.
„Der Gott, von dem ich gehört habe, rettet Menschen umsonst. Er braucht keine Opfer und kein Geld“
Erst Ablehnung, dann Verfolgung
Bald bekamen beide starke Ablehnung zu spüren. Das ganze Dorf wandte sich gegen sie. Sie wurden von allen familiären Festen und Feierlichkeiten ausgeschlossen. Dann kam es noch schlimmer: Die Ablehnung schlug in Gewalt um. Die Dorfbewohner griffen Bikila an. Sie zerstörten seine Hütten auf dem Feld und vertrieben ihn von seinem Land.
Doch Damitu und Bikila gaben ihren Glauben an Jesus nicht auf. Und Gott berührte Herzen: Ein Onkel von Bikila öffnete seine Tür für beide. Sie durften auf seinem Grundstück leben und auf seinen Äckern arbeiten. Auch dort erzählten sie den Nachbarn von Jesus. „Ich konnte die frohe Botschaft nicht für mich behalten“, sagt Damitu. „Also erzählte ich jedem von Jesus.“
Ein tragischer Verlust
2015 fühlte sich Bikila von Gott berufen, Pastor zu werden. Zusammen mit seiner Frau gründete er eine kleine Hausgemeinde. „Gott tat wundervolle Dinge in diesem Dorf“, sagt sie. Damitu begleitete die Neubekehrten in ihrem Glauben. Sie ermutigte sie, Jesus treu zu bleiben: „Nur zu sagen, dass Jesus Herr ist, reicht nicht“, mahnte sie. „Wir müssen auch nach Gottes Willen leben. Fast alle Jünger Jesu starben für ihren Glauben. Wir müssen unseren Glauben ernst nehmen.“
Im Laufe der Jahre wuchs die kleine Gemeinde auf 200 Mitglieder. Viele traditionelle Oromo sahen darin eine Bedrohung. Sie griffen die Christen auf dem Weg zur Gemeinde an. „Sie wollten mit uns kämpfen. Aber wir beteten für sie“, erzählt Damitu. Manche kamen zum Glauben. Andere wurden dagegen noch aggressiver. Bikila geriet immer stärker unter Beschuss. „Du hast unsere Kultur zerstört“, warfen die Gegner ihm vor. „Du hast diese Kirche gegründet. Hör auf, diese Botschaft zu verbreiten.“
Doch Bikila blieb stark. Er sagte ihnen: „Ich werde meinen Glauben an Jesus nicht widerrufen. Ich werde nicht aufhören, den Herrn zu preisen. Ich werde weiter das Evangelium verkünden.“ Dann erhielt die Familie eine letzte Warnung: Wenn ihr euren Glauben nicht aufgebt, töten wir euch.
Ein schrecklicher Abend
März 2022. Ein Sonntagabend. Bikila ging früh schlafen. Damitu räumte im Haus auf. Plötzlich standen fünf bewaffnete Männer in ihrer Küche. Damitu erkannte drei von ihnen. Dorfbewohner, die sich der Oromo-Befreiungsfront, OLF, angeschlossen hatten. Sie schlugen Damitu ins Gesicht, fesselten ihre Hände und klebten ihren Mund zu. Dann gingen sie ins Schlafzimmer, wo Bikila und die Kinder schliefen. Sie rissen Bikila aus dem Schlaf, hielten ihm die Pistole an die Schläfe und fragten: „Kann dein Jesus dich jetzt retten?“. Bikila antwortete: „Ja, er kann jeden retten, auch dich.“ „Das wollen wir sehen.“ Ohne zu zucken, schossen sie ihn tot – vor den Augen seiner Kinder. Dann verspotteten sie Bikilas Glauben. „Du hast gesagt, Jesus ist von den Toten auferstanden. Mal sehen, ob du das auch tust!“ Danach machten sie sich aus dem Staub.

Trauer – und neuer Mut
Nach dem Mord kam Angst auf unter den Gemeindegliedern. Nur wenige kamen zur Beerdigung. Viele von ihnen verließen sogar die Gemeinde. Das schmerzte Damitu. Sie betete und begann, die Gemeindemitglieder zu besuchen. „Warum kommt ihr nicht mehr in die Gemeinde?“, fragte sie. Sie antworteten: „Wir haben Angst. Sie werden uns auch töten.“ Doch Damitu erinnerte sie an das Ziel: „Hier auf Erden sind wir nur zu Gast. Unsere Heimat ist bei Gott. Jeder von uns wird einmal sterben. Es ist nur eine Frage der Zeit. Wenn meine Zeit kommt, werde auch ich zu meinem Herrn gehen. Also, habt keine Angst vor dem Tod.“ Ein junger Mann haderte mit dem Glauben. „Warum hat Gott Bikila nicht beschützt?“ Damitu erinnerte ihn an Hiob. „Selbst in Leid und Prüfung müssen wir dem Herrn vertrauen. Schau mich an, ich habe fast alles verloren – meinen Mann und mein Hab und Gut, aber ich habe Jesus“, sagte Damitus. Das ermutigte den Mann. Er kehrte um. Andere folgten ihm nach. Die Kirche füllte sich wieder.
Den Feinden vergeben und sie lieben
Einige Monate später hörte Damitu: Der Bruder eines der Mörder ihres Mannes war gestorben. Trotz ihrer eigenen Trauer ging sie zu seiner Familie. Sie brachte ihnen Essen und ein wenig Geld. Die Dorfgemeinschaft war überwältigt. „Warum tust du das?“, fragten sie. Damitu antwortete: „Jesus sagt, wenn jemand uns auf die eine Wange schlägt, sollen wir auch die andere Wange hinhalten. Wir sollen segnen, die uns verfluchen. Wir sollen unseren Feinden vergeben und sie lieben, weil Gott uns vergeben hat und uns liebt. So zeigen wir unsere Liebe zu ihm.“
Damitu zeigte Barmherzigkeit – auch, als der Druck weiterging. Einmal wurde ein Mann, der sie zur ihrer alten Religion zwingen wollte, krank. Er konnte kaum noch sprechen. Ein Verwandter brachte ihn in die Kirche. Zwei junge Christen hatten Zweifel. „Wenn er nicht geheilt wird, werden wir verspottet,“ sagten sie. Doch Damitu blieb ruhig. „Unsere Aufgabe ist es, zu beten. Und Gott wird den Rest tun.“ Dann beteten sie. Der Mann wurde gesund. Er bat Damitu um Vergebung und gab sein Leben Jesus.
Ein Gott, der uns nah ist
Heute hat sich die Zahl der Gemeindeglieder verdoppelt. Obwohl die Mörder immer noch auf freiem Fuß sind, haben die Geschwister keine Angst mehr. Damitu ist nun Witwe, doch sie fühlt sich nicht allein. Manchmal, wenn Damitu mit Problemen zu kämpfen hat, spürt sie Gottes Nähe und hört eine leise Stimme in ihrem Herzen. „Ich bin bei dir. Ich bin dein Schild.“ Das gibt ihr Kraft. Ihre Kinder trauern noch immer um ihren Vater, doch Damitu tröstet sie mit den Worten: „Bikila ist jetzt bei unserem Vater im Himmel. Eines Tages gehen wir alle nach Hause. Bikila ist nur ein bisschen früher heimgegangen.“
Bitte beten Sie mit
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für Damitu und die Gemeinde, dass sie mit ihrer Feindesliebe viele Herzen in Äthiopien für Jesus