Halima hatte keine Ahnung, dass sie eine Kirche betrat. Doch als sie hineinging, befand sie sich mitten in einem Gottesdienst. Sie wollte umkehren, aber etwas in ihr hielt sie zurück. Halima ahnte nicht, dass dieser Tag ihr Leben für immer verändern würde.
Halima stammt aus einer somalischen Familie. Einer ihrer Onkel war Parlamentsmitglied, ein anderer Clanführer – Fluch und Segen zugleich. Als der Bürgerkrieg in den 1980ern ausbrach, musste ihre Familie fliehen. So wuchs sie als Flüchtling in einem Nachbarland auf. Ihre Familie bekam Unterstützung von vielen Hilfsorganisationen, unter anderem von Christen. Als Halima frisch verheiratet war, lernten sie und ihr Mann Bekele einen Pastor kennen. Weil er merkte, dass sie offen für das Evangelium von Jesus waren, holte er sie an einem Sonntagmorgen ab, um mit ihnen in einen Gottesdienst zu gehen. Aber Halima und Bekele dachten, der Pastor würde sie zu sich nach zu Hause einladen.
Doch dann standen sie mitten in der Kirche. Der Gottesdienst war in vollem Gange. Am liebsten wäre Halima sofort wieder rausgegangen, aber etwas hielt sie zurück. Die Predigt handelte von Jakob und Esau. Halima wurde hellhörig. Sie kannte die Geschichte von Jakob aus dem Koran, aber so hatte sie sie noch nie gehört. Der Pastor erzählte, wie Jakob vor seinem Bruder Esau nach Haran floh, auf dem Weg dorthin eine Begegnung mit Gott im Traum hatte und später mit dem Engel Gottes kämpfte. Die Geschichte berührte Halimas Herz. Sie weinte bitterlich. „Es war, als spräche Gott direkt zu mir“, sagt sie. „Ich dachte, er spricht über mein Leben. Der Bürgerkrieg in Somalia war ein Krieg zwischen Familienmitgliedern.“
Nach dem Gottesdienst baten Halima und Bekele den Pastor darum, ihnen mehr aus der Bibel zu erzählen. Eine Woche lang lasen sie gemeinsam, vor allem in den vier Evangelien. Am Ende der Woche übergaben Halima und Bekele ihr Leben Jesus. „Der Heilige Geist half mir zu verstehen, wer Jesus ist“, sagt Halima. Zurück zu Hause begannen sie, die frohe Botschaft mit den Menschen aus ihrer Umgebung zu teilen.
„Es war, als spräche Gott direkt zu mir. Ich dachte er spricht über mein Leben.“
Verfolgung durch eigene Familie
Ihre Familien waren entsetzt über ihren Glaubenswechsel. Besonders Halimas Bruder war aufgebracht. Weil Halima mit seiner Tochter über Jesus sprach, wollte er sie töten. Er forderte sie auf, ihrem Glauben an Jesus abzuschwören und zum Islam zu zurückzukehren. Als Halima sich weigerte, Jesus zu verleugnen, zog er seine Waffe, schoss auf sie, verfehlte sie aber. Halima konnte fliehen. Die wenigen Christen aus Somalia haben meist einen muslimischen Hintergrund. Ihren Glauben müssen sie im Verborgenen praktizieren, denn sonst laufen sie Gefahr, verfolgt und getötet zu werden. Der größte Druck geht dabei von ihren Familien und Stämmen aus. Denn der Islam ist nicht nur Religion, sondern prägt auch entscheidend die Stammesidentität. Wer den Islam verlässt, begeht aus Sicht der Somali Verrat an seinem Stamm und seiner Familie.
Ein tragischer Verlust
Einige Jahre später wollten Halima und ihr Mann an einer Schulung für christliche Leiter in Nigeria teilnehmen. Bekele flog allein voraus, weil Halima der Flug verweigert wurde. Kurze Zeit später bekam sie die Nachricht: Das Flugzeug war abgestürzt. 169 Menschen starben – darunter auch Bekele. Halima verlor den Boden unter ihren Füßen. Sie fiel in ein tiefes Loch. „Es war die schwerste Zeit meines Lebens, aber ich klammerte mich an Gott“, sagt sie. Ihre muslimische Familie zeigte keine Anteilnahme. Niemand kam zur Trauerfeier. Stattdessen sagten sie: „Allah hat ihn getötet, weil du deinen Glauben verraten hast.“ Doch statt an Gott zu zweifeln, begann Halima Lobpreislieder zu schreiben. Schließlich nahm sie ein Album mit somalischer Lobpreismusik auf. Ihre Brüder fühlten sich durch ihre Lieder provoziert. Sie setzten Angreifer auf Halima an.
Vergebung, die verändert
Eines Tages, als sie die Kirche verließ, griffen zwei Männer sie an. Sie schlugen brutal auf Halima ein. Ein Polizist, der in der Nähe war, bekam die Attacke gegen sie mit. Er schritt ein und nahm die Angreifer fest. Halima ging nach Hause, ihr Gesicht war geschwollen. Doch dann hörte sie eine Stimme in ihrem Herzen. „Geh zurück und hilf deinen Angreifern, frei zu kommen.“ Sie zögerte. Das konnte Gott von ihr nicht verlangen, dachte sie. Sie wollte Gerechtigkeit. Aber am nächsten Morgen ging sie zur Polizeistation und bat um die Freilassung ihrer Angreifer. Neun Monate später stand einer ihrer Angreifer in der Kirche vor ihr. „Halima, ich bin nicht hier, um dich anzugreifen. Ich bin gekommen, um dir zu erzählen, dass ich jetzt auch an Jesus glaube“, sagte er. Er erzählte ihr, dass er nach seiner Freilassung keinen Frieden fand – bis er sich Jesus zuwandte. „Jetzt bete ich, dass Gott mein ganzes Dorf rettet“, erzählte der Mann Halima.

„Ich bin nicht allein. Jesus ist bei mir“
Heute verkündet Halima das Evangelium unter somalischen Flüchtlingen in Ostafrika, vor allem Flüchtlingsfrauen. Viele leiden unter Angst. Sie betet mit ihnen und spricht ihnen Mut und neue Hoffnung zu. Dann erklärt sie, wie sie selbst zu Gott beten können. „Wenn ihr Jesus annehmt, wird Gott eure Gebete erhören“, erklärt Halima. Sie kennt die Not ihrer Landsleute und weiß, wie es ist, alles zu verlieren. Doch sie sagt: „Ich glaube, sich an Gott zu klammern, ist das Beste, was man tun kann, um zu überleben. Ich sehe mich nicht als Witwe. Ich bin nicht allein. Jesus ist bei mir.“
Bitte beten Sie
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für Schutz und Stärke unserer somalischen Glaubensgeschwister, die als Flüchtlinge in den Nachbar- ländern leben, dass sie dort Licht und Salz sein können.