In Nurettins Leben spielte Religion zwar keine Rolle, dennoch hatte er keine Zweifel an der Existenz Gottes. Er konnte sich nur nicht vorstellen, Gott im Islam zu finden. Eines Tages lud ihn ein Freund zu einem Treffen mit christlichen Mitarbeitern aus dem Ausland ein. Nurettin ging mit. Er hörte den Gesprächen zwar zu, war aber nicht besonders interessiert an dem, was da gesagt wurde. Beim Abschied schenkte ihm einer der christlichen Mitarbeiter eine Bibel. „Ich habe sie nur aus Höflichkeit angenommen. Aber zu Hause wurde ich plötzlich neugierig und wollte unbedingt wissen, was darin geschrieben steht“, erinnert sich Nurettin. Also fing er an, die Bibel zu lesen.
Es gibt keine Zufälle
Ein Jahr später erhielt Nurettin einen Anruf von dem christlichen Mitarbeiter, der ihm die Bibel geschenkt hatte. Eigentlich versuchte der christliche Mitarbeiter, einen anderen Mann, der auch Nurettin hieß, zu erreichen, um mit ihm über Jesus zu sprechen, doch nun war er „zufällig“ bei diesem Nurettin gelandet. Die beiden verabredeten sich zu einem Treffen an einer Bushaltestelle. Erst als Nurettin aus dem Bus stieg, merkte der christliche Mitarbeiter, dass es der falsche Nurettin war. „Ich habe die falsche Nummer gewählt. Aber Gott weiß, wozu das jetzt gut sein soll“, erzählte der christliche Mitarbeiter später Nurettin.
Eine Begegnung mit Jesus
Zu dem Treffen an der Bushaltestelle hatte der christliche Mitarbeiter einen kurdischen Bekannten mitgebracht, der auch Christ war. Die meisten Kurden sind sunnitische Muslime. Einen kurdischen Christen hatte Nurettin noch nie getroffen. „Als der Kurde im Namen Jesu betete, berührten seine Worte mein Herz. Ich fragte mich: Wie ist es möglich, dass ein Kurde Jesus nachfolgt?“ erinnert sich Nurettin. Wieder zu Hause ging ihm die Frage nicht aus dem Kopf. „Wie kann ein Kurde Christ sein?“ Kurz darauf hatte Nurettin beim Bibellesen eine Begegnung mit Jesus: „Ich erkannte tief in meinem Herzen, dass Jesus Gott und Herr ist. Dann sagte Jesus mir, dass Gott mich gebrauchen würde, um andere Menschen zu retten“, erzählt Nurettin.
„Als der Kurde im Namen Jesu betete, berührten seine Worte mein Herz. Ich fragte mich: Wie ist es möglich, dass ein Kurde Jesus nachfolgt?“
Überwältigt von der Vision, rief Nurettin die christlichen Mitarbeiter an, die er kennengelernt hatte und erzählte ihnen, was er erlebt hatte. Einer von ihnen traf sich dann regelmäßig mit ihm und erklärte ihm die Grundlagen des christlichen Glaubens. So wuchs Nurettin im Glauben an Jesus; entschied sich aber, das vor seiner Familie zu verheimlichen. Am 4. April 2010 ließ Nurettin sich heimlich taufen. Drei Wochen später stand dann allerdings die Polizei vor seiner Tür und verhaftete Nurettin. Vier Stunden lang wurde er dann hauptsächlich wegen seines politischen Engagements verhört. Zu seiner Überraschung stellten sie ihm aber auch Fragen bezüglich seines Glaubens: „Bist du Christ? Wie bist du Christ geworden? Warum bist du Christ geworden?“ Die türkischen Behörden verurteilten Nurettin zu zwei Jahren Haft – wegen seiner politischen Aktivitäten. „Als sie mich in der Zelle sperrten, wurde ich von einer unerklärlichen Freude und einem tiefen Frieden überwältigt“, erinnert sich Nurettin. Später erfuhr er, dass irgendjemand kurz vor seiner Festnahme Informationen zu seiner Taufe im Internet gepostet hatte.
Heimlicher Glaube
Verfolgt um Jesu willen
Im Gefängnis betete Nurettin jeden Morgen und Abend das Vaterunser. Das Gebet gab ihm Trost und Halt. Zu seiner Freude entdeckte er dann eines Tages eine Bibel in der Gefängnisbibliothek. „Wenn niemand in der Bibliothek war, versuchte ich, so viel wie möglich darin zu lesen“, erzählt Nurettin. Nach seiner Entlassung fühlte sich Nurettin von Gott dazu berufen, sein weltliches Leben hinter sich zu lassen und Jesus allein zu folgen. Nurettin distanzierte sich von der Politik und verbrachte viel Zeit mit seiner Frau beim Bibellesen und betete oft für sie. Kaum ein Jahr später kam auch seine Frau zum Glauben an Jesus. Doch die türkischen Behörden behielten ihn im Blick. Sie sahen ihn immer noch als Gefahr für die nationale Sicherheit. 18 Monate später wurde Nurettin erneut verhaftet. Diesmal wurde er zu mehr als zwei Jahren verurteilt. Aber nun las er die Bibel nicht mehr nur heimlich, wenn er allein war, sondern sprach auch ganz offen mit den anderen Insassen über seinen Glauben und verteilte sogar Bibeln an sie. Die meisten Häftlinge reagierten skeptisch. Dennoch konnte Nurettin eine erste Saat aussäen.
Vom Gefängnis auf die Kanzel
Nach seiner Freilassung wurde Nurettin von den christlichen Mitarbeitern zum Pastor ordiniert. Heute leitet er eine kleine Gemeinde von Jesusgläubigen in der Türkei, die stetig wächst. „Viele Kurden sind gerade auf der Suche nach der Wahrheit. Sie haben Fragen über Fragen. Sie schauen sich den Gottesdient an. Es ist wie bei mir: Sie sind einfach nur überrascht, wenn sie Kurden sehen, die Jesus nachfolgen, weil es in der Region kaum christliche Gemeinden gibt. Einmal kam sogar ein Reporter in unseren Gottesdienst, um in der regionalen Zeitung darüber zu berichten“, erzählt Nurettin.
Auch einige der Insassen, denen er im Gefängnis das Evangelium bezeugt hatte und die inzwischen aus dem Gefängnis entlassen worden waren, suchen ihn jetzt in seiner Gemeinde auf. Sie wollen mehr über Jesus wissen. Nurettin betet für sie und möchte, dass sie zum Glauben an Jesus finden: „So Gott will, werde ich den Rest meines Lebens die frohe Botschaft verkündigen“, sagt Nurettin. Er möchte, dass alle Kurden die Liebe Gottes erfahren – die Liebe, die damals sein Herz berührt hat, als er zum ersten Mal einen Kurden im Namen Jesus beten hörte. Das war damals, als ihn der christliche Mitarbeiter „zufällig“ anrief. „Der Anruf war kein Zufall. Das war alles Teil von Gottes perfektem Plan“, sagt Nurettin.
BITTE BETEN SIE
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für Nurettin, dass er für die Kurden in der Türkei Salz und Licht sein kann, und dass mehr Kurden zum lebendigen Glauben an Jesus finden.