Seit April 2023 tobt ein Bürgerkrieg im Sudan. Regierung und Rebellen bekriegen einander. Wie immer steht die Zivilbevölkerung zwischen den Fronten. Christen sind die Hauptleidtragenden. Ihre Kirchen werden gezielt attackiert und sie verfolgt und vertrieben. Als Binnenflüchtlinge harren sie in den Flüchtlingslagern aus und leiden unter der akuten Nahrungsmittelknappheit. Sie warten auf Lebensmittel, die wegen der anhaltenden Kämpfe nicht ankommen. Mit viel Mitgefühl und Liebe kümmert sich ein christliches Ehepaar um die Christen und auch um ihre Feinde und bringt ihnen außerdem die frohe Botschaft von Jesus Christus.
Pastor Morris und seine Frau Cabina wohnen in den Nuba-Bergen. Hinter ihrem Haus liegt ein großes Flüchtlingslager. Es beherbergt 24.000 vertriebene Sudanesen, darunter viele Christen. Sie alle leben in provisorischen Unterkünften aus Stroh und Planen. Die Situation im Flüchtlingslager ist katastrophal. Vor Kurzem hatten einige der Strohhütten Feuer gefangen. Dabei kamen zwei kleine Kinder ums Leben. „Die betroffenen Familien sind traumatisiert“, sagt Morris. „Es ist so herzzerreißend zu sehen, wenn Menschen weinen und verzweifelt fragen: ‚Was geschieht hier eigentlich, Gott?‘“ In solchen schwierigen Situationen versucht das Ehepaar, die richtigen Worte zu finden. Doch oftmals ist es gar nicht so leicht, Trost zu spenden. „Wir sagen den betroffenen Menschen, dass Gott alles sieht und alles unter Kontrolle hat und dass Gott uns auch dann liebt, wenn wir durch Leid gehen“, sagt Morris. Er und Cabina besuchen die Menschen im Lager immer wieder. Fast jeder im Lager kennt sie. Seit drei Jahrzehnten hilft das Ehepaar vertriebenen Menschen, die in den Nuba-Bergen Zuflucht finden. Die Nuba-Berge befinden sich im Süden des Sudans, im Bundestaat Kurdufan. Hier leben die meisten sudanesischen Christen. Aber auch hier sind die Vertriebenen nicht in Sicherheit. Auch hier kommt es immer wieder zu gezielten Angriffen auf die kleine christliche Gemeinde.
Bürgerkrieg – Christen im Kreuzfeuer
Der Sudan ist mehrheitlich muslimisch geprägt. Nur fünf Prozent der Bevölkerung sind Christen. Und diese leiden schon seit dem Beginn des Bürgerkrieges im Jahr 1983 unter den islamistischen Milizen und Rebellen. Die Christen werden ihres Hab und Guts beraubt, getötet oder als Sklaven in den Norden des Landes verschleppt. Viele von ihnen befinden sich bis heute in Gefangenschaft und leiden unter grausamer Willkür. Der neue aktuelle Bürgerkrieg hat das Land in ein Chaos und eine Hungerskrise gestürzt und die Lage der Christen verschlimmert. Die Christin Halima floh mit ihren drei Kindern aus der sudanesischen Hauptstadt Khartum, nachdem ihr Bruder getötet worden war. Zwar sind sie dem Tod durch den Krieg entronnen. Doch dem Hunger können sie auch hier nicht entkommen. Nun kämpfen sie täglich ums nackte Überleben. „Wir haben nichts zum Essen und Trinken. Darum haben wir notgedrungen Blätter gegessen“, sagt Halima und zeigt auf einen Baum.
„Wir haben nichts zum Essen und Trinken. Darum haben wir notgedrungen Blätter gegessen“
Seelsorge zu Hause bei Morris und Cabina
Die vertriebenen Menschen, die im Lager ankommen, sind auf Hilfe angewiesen. Viele von ihnen wenden sich mit Fragen und Klagen an Morris und Cabina. Die beiden haben immer ein offenes Ohr und eine offene Tür für die betroffenen Menschen. In ihrem Haus sind alle herzlich willkommen. „Wir haben nicht viel, aber das Wenige, das wir haben, teilen wir mit ihnen. Manchmal, wenn ein Flüchtling vor meiner Tür steht, habe ich nur ein Glas Wasser, das ich ihm anbieten kann. Dann tut es mir leid. Ich würde gerne mehr geben und mehr für sie tun“, sagt Cabina. Morris und Cabina stecken ihr gesamtes Einkommen in die Hilfe für die vertriebenen Menschen. Dadurch stoßen sie selbst an ihre finanziellen Grenzen. Dennoch freuen sie sich über jeden einzelnen, der sie um Hilfe bittet. „Ich sage ihnen immer: ´Vertraut Gott und verlasst euch auf ihn. Er ist treu. In der Bibel steht geschrieben: Er wird euch versorgen – genauso wie er die Vögel des Himmels ernährt`“, erzählt Cabina. So lenke sie den Blick der Betroffenen von ihrer Situation weg auf die biblischen Verheißungen.
Nächsten- und Feindesliebe
Cabina liebt es, Menschen zu helfen. Waisenkinder liegen ihr besonders am Herzen. Sie kann nicht mitansehen, wie Kinder ohne elterliche Liebe und Fürsorge aufwachsen. Darum tut sie etwas dagegen. Sie schenkt ihnen Geborgengeit und ein zweites Zuhause. Ihr Ehemann Morris wiederum erlebte als Kind, wie mehrere seiner Freunde bei einem Angriff auf seine Schule starben. Damals ging er durch eine schwierige Zeit. Darum versteht er den Schmerz der vertriebenen Christen. Manche von ihnen haben durch die Bombenanschläge der islamistischen sudanesischen Regierung und der paramilitärischen Miliz alles verloren: Familienangehörige, Hab und Gut und ihre Heimat.
Pastor Morris kennt die Geschichten und das Leid der vertrieben Christen, das durch die Islamisten verursacht wird. Aber dennoch hat er keinen Hass auf die Muslime. Ganz im Gegenteil: Er hilft sogar den muslimischen Soldaten, die bei den Gefechten verletzt werden. Seine Arbeit unter den den Christen feindlich gesinnten Kämpfern ist hochriskant und umstritten. „Warum hilfst du diesen Leuten, die uns bombardieren?“, fragt ihn immer einer seiner Söhne. „Aus Liebe zu Jesus. Er hat uns befohlen, auch unsere Feinde zu lieben und für die zu beten, die uns verfolgen“, rechtfertigt sich Morris.

Geistige Nahrung, das Brot, das nährt
Die Not im Flüchtlingslager ist groß. Das Lager hat nur einen Brunnen. Die Menschen müssen oft stundenlang, manchmal sogar einen ganzen Tag anstehen, um ihre Kanister mit Wasser zu füllen. „Weil sie Hunger und Durst leiden, geben wir ihnen Wasser und Brot. Aber nicht nur das. Wir geben ihnen auch die Hoffnung des Evangeliums weiter. Wir erzählen ihnen von der Liebe Gottes“, sagt Cabina. „Aber die Arbeit unter den Vertriebenen ist emotional und körperlich anstrengend. Wir haben immer ein volles Haus, und ich bin oft müde und geschafft von den Besuchen und der Seelsorge. Dann bitte ich Gott, mir neue Kraft zu geben“, sagt sie. Unterstützung für ihre Arbeit erhalten Morris und Cabina von unserem Projektpartner vor Ort. Gemeinsam versorgen sie die Menschen im Lager mit Planen, Lebensmitteln und Hörbibeln. Viele sind dankbar, vor allem für eine Bibel. Denn das Wort Gottes gibt vielen Menschen wie der Christin Sokkari neuen Mut. Die 50-Jährige floh kurz nach Ausbruch des Krieges aus Khartum in die Nuba-Berge. Sie nahm zwölf Kinder mit, die ihre Eltern bei den Kämpfen verloren haben und um die sie sich kümmert. Sokkari ist traumatisiert von den Gräueltaten des Krieges. Ein Verwandter von ihr wurde bei den Kämpfen getötet. Einige Mädchen, die sie kannte, wurden vergewaligt. Die Jungen wurden als Kindersoldaten rekrutiert.
Die Hörbibel, die Sokkari von Morris und Cabina erhalten hat, hilft ihr dabei, das Erlebte zu verarbeiten. „Meine Seele ist betrübt. Ich werde ständig von negativen Gedanken geplagt. Die Bibel hilft mir, sie loszuwerden. Damit die Wut und Trauer nicht überhandnehmen, versuche ich mein Herz mit dem Wort Gottes zu füllen“, sagt Sokkari.
Morris und Cabina geben ihr Bestes, um die Menschen im Flüchtlingslager mit Brot und Wasser, aber auch mit dem Wort Gottes zu versorgen. Sie wollen vor allem eines: Die frohe Botschaft verkündigen. Denn sie sehen sich von Gott berufen, den Menschen im Flüchtlingslager zu helfen und von Jesus zu erzählen. „Ich weiß, dass Gott uns diese Aufgabe gegeben hat und uns dabei hilft, sie auszuführen“, sagt Cabina.
Bitte beten Sie mit
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für die vertriebenen Christen im Sudan, in dieser für sie schweren und düsteren Zeit Hoffnung und Halt finden. Bitte beten Sie auch dafür, dass Gott eingreift und den Krieg beendet.