Den Feinden vergeben

Irak 01

Willst du mich heiraten? Und willst du mich in meinem Dienst für den Herrn Jesus unterstützen – auch dann, wenn es schwierig wird?“ fragte Haytham seine Freundin Mary, als er ihr einen Heiratsantrag machte. Dann erklärte er ihr, dass er sich von Gott berufen fühlt, den Libanon zu verlassen und zurückzukehren in seine Heimat Irak, um den Menschen dort das Evangelium zu bringen. Mary nahm den Antrag an. Sie sah darin eine Antwort auf ihr Gebet: „Herr, schenke mir bitte einen Mann, der dir von ganzem Herzen dienen will“. Mit ihrem Dienst im Irak begann auch ihr Leidensweg. Wegen ihres Glaubens erlebten sie von der ersten Stunde an Widerstand.

Haytham wuchs in einer katholischen Familie in der Nähe von Bagdad auf. Von Kindesbeinen an hatte er viele Fragen bezüglich der Bibel und Gott, die unbeantwortet blieben. Bis er eines Tages einige Christen traf, die eine lebendige Beziehung zu Jesus hatten. Da war er 23 Jahre alt. Erfreut über Haythams Fragen wollte ihm einer der Christen das Evangelium erklären. Aber Haytham unterbrach ihn sofort: „Bitte entschuldige, aber ich kenne diese Geschichten. Du brauchst sie mir nicht zu erzählen. Ich will nur eines wissen: Ist die Bibel wirklich das Wort Gottes? Wenn ja, was will Gott mir durch sein Wort sagen?“

Der Christ ließ sich nicht aus dem Konzept bringen und fuhr fort: „Zuallererst musst du eines verstehen: „Du bist ein Sünder und brauchst einen Retter – und das ist Jesus Christus. Er allein kann dich von deinen Sünden erlösen“. Kaum hatte er den Satz beendet, fiel es Haytham wie Schuppen von den Augen. Zum ersten Mal erkannte er, worum es im Kern des Evangeliums geht.

Als ich dein Wort fand, verschlang ich es

Begeistert vom Evangelium unternahm Haytham ab dem Zeitpunkt alles, um im Glauben an Jesus zu wachsen. Tag und Nacht las er im Wort Gottes und absolvierte sogar eine theologische Ausbildung. Nebenbei half er einem Pastor bei einer Gemeindegründung im Libanon. Aber mit seinen Gedanken war er immer in seiner Heimat Irak. Er wollte zurückkehren, um den Menschen dort die frohe Botschaft von Jesus Christus zu bringen. Um nichts zu überstürzen, wartete Haytham aber auf den richtigen Zeitpunkt. In der Zwischenzeit heiratete er seine Freundin Mary, die auch für Jesus brannte.

„Er wollte zurückkehren, um den Menschen dort die frohe Botschaft von Jesus Christus zu bringen.“

Rückkehr in die Heimat

2003 schloss Haytham sein Theologiestudium erfolgreich ab. Im gleichen Jahr eroberte die „Koalition der Willigen“, eine Allianz der USA, Großbritanniens und etlicher anderer Länder (auch Golfstaaten), unter Führung der USA die irakische Hauptstadt Bagdad und stürzte den irakischen Diktator Saddam Hussein. „Ich betrachtete den Umsturz als ein Zeichen vom Herrn, dass ich nun in den Irak zurückkehren konnte“, erinnert sich Haytham.

Nach dem Sturz von Saddam Hussein wurde das Machtvakuum im Land von bewaffneten Milizen gefüllt. Religiös motivierte Gewalt flammte auf, insbesondere zwischen sunnitischen und schiitischen Muslimen. Die Christen gerieten ins Kreuzfeuer. Dennoch zogen Haytham und Mary Ende 2003 in den Irak. Sie ließen sich im Norden des Landes nieder. In Mossul fanden sie eine zweistöckige Wohnung, in der sie wohnen und für den Herrn arbeiten konnten.

Hunger nach Gottes Wort

Die Herausforderungen ließen nicht lange auf sich warten. Von Anfang an wurden Haytham und Mary von ihren muslimischen Nachbarn misstrauisch beobachtet, bespitzelt und in der Moschee denunziert. Trotzdem gingen sie eifrig an ihren Dienst. Ihre Arbeit trug reichlich Frucht. „Die Menschen waren so hungrig nach der Wahrheit. In den ersten zwei Monaten war unser Erdgeschoss voll mit Menschen. Eine ganze Gruppe von Neubekehrten ließ sich unmittelbar, nachdem wir unseren Dienst starteten, taufen“, erzählt Haytham.

Aufruf zur Ermordung von Haytham und Mary

Je mehr Menschen Hatyham und Mary zu Hause aufsuchten, desto feindseliger wurde die Atmosphäre um sie herum: Der Druck aus der muslimischen Nachbarschaft wuchs. Der Scheich der Moschee nebenan belegte sie mit einer Fatwa, das heißt, er hatte sie zum Tode verurteilt. Ihr Vermieter setzte sie auf die Straße.

Haythams Familie, die im Irak lebt, stärkte ihm den Rücken und half ihm bei der Suche nach einer neuen Unterkunft. Bald darauf fanden sie tatsächlich eine Wohnung und auch für die Gemeinde neue Räumlichkeiten. Ende November 2004 konnte die Gemeinde die neuen Räume beziehen. Am Abend vor dem Eröffnungsgottesdienst verspürte Haytham ein mulmiges Gefühl. „Was machst Du, wenn ich getötet werde?“ fragte er seine Frau. Sie wollte aber gar nicht darüber nachdenken. Doch Haytham war es wichtig, sie daran zu erinnern, dass der Preis der Nachfolge hoch ist.

Aufruf zur Ermordung von Haytham und Mary

Am nächsten Tag wollten Haytham und seine Mutter in einer nahegelegenen Stadt einige Gemeindemitglieder mit dem Auto abholen. Als Haytham in seinem Rückspiegel ein sehr nah auffahrendes Auto sah, hielt er am Straßenrand an, um das Auto vorbeifahren zulassen.

Irak 02

Plötzlich hörte er Schüsse. Auf einmal bekam er keine Luft mehr, ihm wurde schwarz vor den Augen. „Ich hatte das Gefühl, ich sterbe“, sagt Haytham. „Also bat ich den Herrn: Bitte kümmere dich um meine Familie.“ Doch dann hörte er eine Stimme in seinem Herzen, die sagte: „Du wirst nicht sterben. Du wirst leben und mir noch dienen“. Plötzlich überkam ihn eine unerklärliche Kraft. Als Haytham seine Augen öffnete, fragte er seine Mutter: „Was ist passiert?“ Seine Mutter antwortete ihm: „Sie haben auf dich geschossen“.

Die Täter hatten mehrere Schüsse auf Haytham abgefeuert. Eine Kugel traf ihn ins Rückenmark. Haytham kam ins Krankenhaus, wurde dort allerdings nicht operiert. Der Arzt stellte ihm allerlei Fragen, um ihn bei Bewusstsein zu halten. Doch was er aus dem Mund von Haytham hörte, erschütterte seinen Glauben. „Ich wünschte, ich könnte meinen Tätern begegnen und ihnen das Evangelium von Jesus predigen, damit sie von ihren bösen Wegen umkehren und nicht in die Hölle kommen.“ Der Arzt hielt inne und fragte Haytham verwundert: „Aber willst du dich nicht an ihnen rächen?“Haytham verneinte und sagte: „Gott ist Liebe und lebt in meinem Herzen. Er will, dass wir unsere Feinde lieben und für sie beten“.

Flucht aus dem Irak

Als die Attentäter erfuhren, dass Haytham den Angriff überlebt hatte, versuchten sie ihn aufzuspüren, um ihn zu töten. Um das zu vereiteln, fuhren einige christliche Geschwister mit Haytham in den Libanon, um ihn in Sicherheit zu bringen. Im Libanon musste Haytham dann sofort operiert werden. Als ihm der Arzt mitteilte, dass er wahrscheinlich nie wieder laufen werde, war Haytham emotional am Ende. „Das war das Schlimmste, was ich jemals hörte. Es fühlte sich an, als hätte man mir ein Messer ins Herz gerammt“ erinnert sich Haytham.

Haytham wandte sich in seinem Kummer an Gott. „Herr Jesus, du hast versprochen: ‚Meinen Frieden gebe ich euch‘. Herr, ich will diesen Frieden. Du hast zu Paulus gesagt: ‚Lass Dir an meiner Gnade genügen‘. Herr, ich will diese Gnade.“ Noch bevor Haytham sein Gebet beendete, fühlte er, wie die Last von seiner Schulter fiel und sein Herz sich mit Frieden füllte. Während seines Krankenhausaufenthalts blieb Haytham zuversichtlich, dass Gott ihn durch die schwere Zeit tragen würde. Er fühlte sich gesegnet und zum Segen für andere berufen. So konnte er sowohl Patienten als auch Krankenhauspersonal trösten und ermutigen.

Leben mit Einschränkungen

Haytham konnte zwar in den kirchlichen Dienst im Libanon zurückkehren, doch bis heute steht er vor vielen Herausforderungen. Er ist immer auf Hilfe angewiesen, kann die Menschen nicht mehr besuchen, wann er will oder auf eine Kanzel steigen. „Früher war ich ein selbst- bewusster Mensch. Ich schaute auf mich selbst, aber der Herr lehrte mich, mich mehr auf ihn zu verlassen“, sagt Haytham.

Trotz der Herausforderungen, mit denen er tagtäglich konfrontiert ist, leitet Haytham jetzt eine wachsende Gemeinde. Er hofft, dass er seine Berufung, die er vor vielen Jahren erhalten hat, fortsetzen kann. „Der Dienst für den Herrn erfüllt mich mit Freude. Wenn ich den Menschen das Wort Gottes predige, dann tröstet es auch mein Herz und ermutigt mich weiterzumachen“, sagt Haytham.

Bitte beten Sie mit

  • für Haytham und Mary, dass Gott sie trotz ihrer Einschränkung weiter gebraucht für sein Reich, und dass sie vielen Menschen im Libanon zum Segen werden.

Abzugsfähigkeit

Gut zu wissen

  • Ihre Spende an den Hilfsaktion Märtyrerkirche e.V. können Sie steuerlich geltend machen.
  • Insgesamt gilt dies für von Ihnen geleistete Spenden bis zu einer Höhe von 20 % des Gesamtbetrags Ihrer Einkünfte; sie sind steuerlich als Sonderausgaben abzugsfähig.
  • Sollten Sie Interesse an einer Zuwendung an die Hilfsaktion Märtyrerkirche haben, die darüber hinaus geht, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.
  • Für Ihre Spende erhalten Sie zur Vorlage beim Finanzamt eine Zuwendungsbestätigung, die Ihnen jeweils zu Beginn des Folgejahres zugeschickt wird. Für Spenden bis zu einer Höhe von 300 Euro greift der vereinfachte Zuwendungsnachweis. Es genügt die Buchungsbestätigung des Kreditinstitutes (Kopie vom Kontoauszug).
  • Wir sind wegen Förderung religiös Verfolgter, gemäß § 52, Abs. 2, Satz 1, Nr. 02 und 10 AO, nach dem letzten uns zugegangenen Freistellungsbescheid des Finanzamtes Wetzlar StNr. 39 250 61402, vom 25.09.2023 für das Jahr 2022 nach § 5, Abs. 1, Nr. 9 des Körperschaftssteuergesetzes von der Körperschaftssteuer und nach § 3, Nr. 6 des Gewerbesteuergesetzes von der Gewerbesteuer befreit.

Spendengrundsätze

Transparenz ist wichtig

  • Die Hilfsaktion Märtyrerkirche finanziert sich ausschließlich durch Spenden. Der Verein erhält weder öffentliche Fördergelder noch sonstige Drittmittel.
  • Als gemeinnütziger Verein unterliegt die Hilfsaktion Märtyrerkirche der Prüfung durch das zuständige Finanzamt. Darüber hinaus betraut der Vorstand regelmäßig einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer mit der Prüfung des Jahresabschlusses, der ein entsprechendes Testat ausstellt.
  • Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) hat die HMK mit „geprüft und empfohlen“ ausgezeichnet.
Selbst Zeuge Sein

Selbst Zeuge sein

Die HMK veröffentlicht persönliche Erlebnisse verfolgter Christen. Denn sie berichten von der Gnade Gottes. Dadurch werden Christen im Westen zu Hingabe in der Nachfolge Jesu und zum eigenen, mutigen Zeugnis herausgefordert.

Verfolgung Biblisch Einordnen

Verfolgung biblisch einordnen

Die Erfahrungen verfolgter Christen und ihr Zeugnis lassen uns einen neuen und klareren Blick auf biblische Wahrheiten gewinnen. Wir lernen von den Verfolgten, dass Leiden zum Christsein gehört, weil auch Jesus gelitten hat. Wir sehen, wie Gott in diesem Leiden trägt.

Die biblische Sicht von Verfolgung wollen wir als Herausforderung und Ermutigung im deutschsprachigen Raum weitergeben.

Verfolgte Christen Unterstuetzen

Verfolgte Christen unterstützen

Die Hilfsaktion Märtyrerkirche unterstützt mit den Spenden, die ihr anvertraut werden, weltweit Projekte zur Hilfe für verfolgte Christen. Sie arbeitet dabei zusammen mit Partnern vor Ort.

Bereiche der Projektarbeit sind Soforthilfe, Überlebenshilfe, Medizinische Hilfe, Kinderhilfe, Wiederaufbau, Rechtsbeistand, Ausbildung, Evangelisation und Hilfe zur Selbsthilfe.

Mission Staerken

Mission stärken

Die HMK stärkt die missionarischen und diakonischen Bemühungen verfolgter Christen. Dadurch ermöglichen wir Christen in Bedrängnis, anderen in Wort und Tat die Liebe Christi zu zeigen – manchmal auch ihren Verfolgern.