Auf Jesus schauen

Pakistan Aufmacher 25 01

Es war einer der schlimmsten Anschläge auf Christen in der Geschichte Pakistans. Im September 2013 sprengten sich zwei islamistische Selbstmordattentäter in einer Kirche in Peschawar in die Luft. Dabei rissen sie über 100 Christen mit in den Tod. Etliche Jahre nach den Anschlägen spricht ein Ehepaar über den Vorfall, ihren Leidensweg und wie sie anderen Betroffenen halfen, das Trauma zu bewältigen.

Anaya wollte an diesem Sonntag nicht in die Kirche gehen. Ihre 9 Jahre alte Tochter Naher wachte morgens mit hohem Fieber auf, ihr 11-jähriger Sohn Ishan war auch am Kränkeln und ihr Ehemann Fahmi war am anderen Ende der Welt auf einer Konferenz für christliche Jugendleiter. So entschied sich Anaya, mit den Kindern zu Hause zu bleiben. Doch Ishan und Naher wollten unbedingt in die Sonntagsschule: „Sie freuten sich immer auf die Bibelgeschichten. Sie hatten Angst, eine Geschichte zu verpassen“, erzählt Anaya.
Also eilten sie doch schnell in den Gottesdienst. Wegen ihrer kranken Tochter plante Anaya, direkt nach dem Gottesdienst wieder nach Hause zu gehen. Kurz blieb sie noch auf dem Kirchhof stehen und unterhielt sich mit ihrer Schwester und ihrem Schwager; die beiden Kinder rannten zum Spielen davon. Auf dem Kirchhof hatten sich viele der rund 600 Gemeindemitglieder zum gemeinsamen Mittagessen versammelt.

Doppelanschlag mit mehr als 100 Toten

Um 11:43 Uhr versuchten zwei Selbstmordattentäter, unbemerkt in die Kirche einzudringen. Als sie entdeckt und von einem Sicherheitsbeamten aufgehalten wurden, zündete einer der Attentäter die erste Bombe vor dem Kirchentor. Die zweite Detonation fand auf dem Kirchhof statt. Mindestens 85 Menschen wurden auf der Stelle getötet, weitere 150 Menschen wurden schwer verletzt. Anaya wurde mit schweren Verbrennungen ins Krankenhaus gebracht, die beiden Kinder starben noch vor Ort. In den darauffolgenden Wochen stieg die Zahl der Toten auf 127.

Hiobsbotschaften – Bangen, hoffen, beten

Fahmi blieb lange wach, um mit seiner Frau und seinen Kindern telefonieren zu können. Nachdem er sie nicht erreichen konnte, legte er sich schlafen – allerdings mit einem mulmigen Gefühl. Mitten in der Nacht riss ihn ein Anruf aus dem Schlaf. Fahmis Herz schlug heftig. Er ahnte, dass etwas passiert war. Sein Cousin teilte ihm am anderen Ende der Verbindung mit: „Es gab einen Anschlag auf eure Kirche“. Mehr Infos bekam Fahmi nicht. Er war schockiert. Schnell versuchte er, Anaya anzurufen. Aber sie ging nicht ans Telefon. Dann versuchte er, weitere Familienmitglieder zu erreichen: seine Mutter, seine Brüder, Anayas Familie – keine Chance. Niemand war erreichbar. Dann schaltete Fahmi die Nachrichten an. „Ich sah im Fernsehen die schlimmen Bilder. Schwer verletzte Familienmitglieder, Freunde und Bekannte, die von Hilfskräften aus der Kirche getragen wurden,“ erinnert sich Fahmi. Erschüttert von den Bildern, nahm Fahmi wieder das Handy zur Hand, um weiter herumzutelefonieren. Schließlich erreichte er einen Freund: „Anaya wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Was mit den Kindern ist, weiß ich nicht.“

Sofort packte Fahmi seinen Koffer und nahm noch in derselben Nacht den nächsten Flug nach Pakistan. „Ich habe die ganze Zeit gebetet: „Herr, bitte lass alles in Ordnung sein. Bitte mach, dass ich schnell zu meiner Familie komme“, erinnert sich Fahmi. Zwischen den Flügen telefonierte er mit Verwandten, Freunden und Bekannten. Dann erhielt er nur noch Hiobsbotschaften: Deine Mutter ist tot, deine Brüder, deine Cousins, deine Neffen und Nichten, dein Schwager, deine Schwägerin, einige Freunde. Sie alle haben den Anschlag nicht überlebt. Und schließlich kam die herzzerreißende Nachricht: Deine beiden Kinder sind tot. Fahmi verlor den Boden unter den Füßen. Er fühlte nur noch Leere, Trauer, Hilflosigkeit.

„Herr, bitte lass alles in Ordnung sein. Bitte mach, dass ich schnell zu meiner Familie komme“

Peschawar – Hochburg der Islamisten

Die Zwei-Millionen-Stadt Peschawar liegt im Nordwesten Pakistans, an der Grenze zu Afghanistan. Die ganze Region ist eine Hochburg muslimischer Extremisten. Immer wieder verüben radikal-islamistische Gruppierungen wie die Taliban und Al-Quaida Terroranschläge. Zu dem Doppelanschlag auf die Kirche bekannte sich die terroristische Gruppe „Dschundollah“, ein militanter Ableger der pakistanischen Taliban.

Ermutigung durch das Wort Gottes

Als Fahmi in Pakistan ankam, besuchte er als erstes seine Frau im Krankenhaus. Sie schwebte noch in Lebensgefahr. Danach machte er sich auf, um seine Mutter, seine Brüder und seine Kinder zu identifizieren. Über den Verlust seiner Familienangehörigen konnte er lange nicht sprechen, er trauerte im Stillen. „Ich wusste oft nicht: Was soll ich beten? Wie soll ich beten? Was soll ich Gott sagen?“, erinnert sich Fahmi. Als sich Anayas Zustand stabilisierte und sie die Intensivstation verließ, erzählte ihr Fahmi, dass ihre beiden Kinder bei dem Anschlag ums Leben gekommen waren. Anayas Welt brach zusammen. Ihr Schmerz war unermesslich, ihr Glaube angeschlagen. Trost fand sie in der Bibel – im Buch Hiob. „Ich haderte wie Hiob mit Gott, fragte ihn: Warum hast Du das zugelassen? Warum hast du mir beide Kinder genommen?“, erzählt Anaya. Aber wie Hiob sagte sie sich von Gott nicht los, und Gott stellte sie wieder her.

Seelsorgerlicher Dienst für Fahmi

In den Monaten nach dem Anschlag stellte Gott Fahmi in einen neuen Dienst. Ein koreanischer Missionar besuchte die Opfer des Anschlages, um sie zu trösten. Fahmi begleitete ihn bei den Besuchen. Die Gespräche taten Fahmi gut. Er wurde getröstet und konnte auch Trost spenden. Die Bibelstelle in 2. Korinther 1,3–4 gewann eine neue Bedeutung für sein Leben: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal, damit wir auch trösten können, die in allerlei Trübsal sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott“. Fahmi merkte: Indem er anderen half, über ihren Verlust hinwegzukommen, half es ihm, sein Leid und seinen Kummer zu verarbeiten. Diesen Dienst führte Fahmi auch nach der Abreise des Missionars fort. Vor allem kümmerte er sich um die Waisen. Er kannte ihren Schmerz. Er teilte das gleiche Schicksal.

Pakistan Artikel 25 01 B1

Einige Monate später wurde Anaya aus dem Krankenhaus entlassen und erlebte, wie Gott ihre Familie wieder herstellte – er schenkte ihr und Fahmi noch einmal zwei Kinder. Erst brachte Anaya eine Tochter zur Welt, danach einen Sohn. Außerdem nahm das Ehepaar mehrere Monate an einem Seminar zum Thema „Trauma und Verlust“ im Ausland teil. Zurück in Pakistan wollte Fahmi das Gelernte weitergeben. Denn es gab hunderte Gemeindemitglieder, die immer noch unter den Folgen des Anschlages litten. Deshalb absolvierte Fahmi eine pastorale Ausbildung und begann seinen Dienst in Peschawar: „Wir Pakistani haben eine andere Kultur und Mentalität. Wir leiden, aber wir gehen nicht zum Seelsorger. Wir kennen das einfach nicht, uns Hilfe zu holen“, sagt Fahmi. „Man hat Angst, verurteilt zu werden, wenn man sich öffnet und über seine Gefühle spricht.“

Vergebung – eine Sache von Gehorsam

Statt darauf zu warten, dass Menschen zu ihm in die Seelsorge kamen, ging er zu den betroffenen Menschen. Fahmi erklärte den Betroffenen, dass Leid und Verfolgung Bestandteile des christlichen Glaubens sind und nicht Folge von Sünde. Aber auch, dass Gott will, dass sie den Verfolgern vergeben. „Es ist schwer, Menschen zu vergeben, die deine Kinder, Geschwister oder Eltern umgebracht haben. Aber es ist eine Frage des Gehorsams. Gott will, dass wir vergeben. Wenn Jesus schon seinen Verfolgern vergab, wer bin ich, dass ich mich weigere“, sagt Fahmi. „Ich habe zwar lange damit gerungen, den Mördern meiner Kinder zu vergeben. Aber nach zehn Jahren kann ich nun endlich sagen: Ich vergebe ihnen.“

In einer Region, in der es oft zu Anschlägen kommt, möchte Fahmi sich nicht von der Furcht beherrschen lassen, sondern allein von der Liebe Gottes: „Nichts kann uns von der Liebe Gottes trennen“, sagt Fahmi. „Es kann immer etwas passieren. Wir sind vor nichts gefeit in dieser Welt. Aber wenn wir auf Jesus schauen und wissen, dass er mit uns ist, brauchen wir uns vor nichts zu fürchten.“

Bitte beten Sie

  • für die christliche Gemeinde in Pakistan, dass die von Verfolgung betroffenen Christen Trost und Hilfe finden, aber auch Schutz und Bewahrung durch den Herrn, unsern Gott.

Abzugsfähigkeit

Gut zu wissen

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  • Die Hilfsaktion Märtyrerkirche finanziert sich ausschließlich durch Spenden. Der Verein erhält weder öffentliche Fördergelder noch sonstige Drittmittel.
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  • Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) hat die HMK mit „geprüft und empfohlen“ ausgezeichnet.
Selbst Zeuge Sein

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Die HMK veröffentlicht persönliche Erlebnisse verfolgter Christen. Denn sie berichten von der Gnade Gottes. Dadurch werden Christen im Westen zu Hingabe in der Nachfolge Jesu und zum eigenen, mutigen Zeugnis herausgefordert.

Verfolgung Biblisch Einordnen

Verfolgung biblisch einordnen

Die Erfahrungen verfolgter Christen und ihr Zeugnis lassen uns einen neuen und klareren Blick auf biblische Wahrheiten gewinnen. Wir lernen von den Verfolgten, dass Leiden zum Christsein gehört, weil auch Jesus gelitten hat. Wir sehen, wie Gott in diesem Leiden trägt.

Die biblische Sicht von Verfolgung wollen wir als Herausforderung und Ermutigung im deutschsprachigen Raum weitergeben.

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Die Hilfsaktion Märtyrerkirche unterstützt mit den Spenden, die ihr anvertraut werden, weltweit Projekte zur Hilfe für verfolgte Christen. Sie arbeitet dabei zusammen mit Partnern vor Ort.

Bereiche der Projektarbeit sind Soforthilfe, Überlebenshilfe, Medizinische Hilfe, Kinderhilfe, Wiederaufbau, Rechtsbeistand, Ausbildung, Evangelisation und Hilfe zur Selbsthilfe.

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Die HMK stärkt die missionarischen und diakonischen Bemühungen verfolgter Christen. Dadurch ermöglichen wir Christen in Bedrängnis, anderen in Wort und Tat die Liebe Christi zu zeigen – manchmal auch ihren Verfolgern.