Weihnachten – zwischen Freude und Trauer

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Weihnachten gilt als das Fest der Liebe, der Hoffnung diese Zeit alles andere als friedlich. Immer wieder werden christliche Feiertage in manchen Regionen von Hass, Gewalt und Verfolgung überschattet. Auch in Indien, wo Christen nur eine kleine Minderheit bilden, erleben viele Gläubige rund um Weihnachten Anfeindung und Bedrohung.

Dabei erinnert uns die Weihnachtsgeschichte daran, dass schon Maria und Josef als Erste wegen Jesus Verfolgung und Flucht erlebten. Von Anbeginn waren das Leben und die Botschaft Jesu angefochten. Und bis heute stehen seine Nachfolger in den gleichen Herausforderungen.

Es war der zweite Weihnachtstag 2021. Pastor Jawahar und seine Frau Amulya beendeten den Gottesdienst in ihrer kleinen Kirche. Nur wenige Gemeindemitglieder waren gekommen, die Corona-Einschränkungen hatten vieles verändert. Doch an diesem Nachmittag wollten sie sich noch einmal in ihrem Haus treffen. Kein Lärm, kein Chor – nur leiser Lobpreis und stilles Gebet. Doch plötzlich wurde die friedliche Atmosphäre von Schreien zerrissen. Draußen vor der Tür standen junge Mitglieder der Bajrang Dal, des radikalen Jugendflügels der hindu-nationalistischen Organisation Vishva Hindu Parishad.

Mit ihnen kamen auch Polizisten. „Sie beschuldigten mich, Dorfbewohner mit Zwang zum Christentum bekehrt zu haben“, erinnert sich Jawahar. Vergeblich versuchten er und einige Brüder zu erklären, dass sie sich nur zum Gebet versammelt hatten. Die Beamten stellten sich jedoch auf die Seite der Ankläger. Jawahar und mehrere Männer wurden festgenommen. Auf der Polizeistation warteten bereits rund 150 radikale Hindus auf sie. Sie schrien Parolen, beschimpften die Christen als Verräter und forderten harte Strafen für sie.

Zwei Männer behaupteten fälschlicherweise, Jawahar habe sie zur Taufe gezwungen und ihnen Vorteile versprochen, wenn sie zum Christentum konvertieren würden. Ohne wirkliche Beweise sperrten die Polizisten die Christen ins Gefängnis. „Eine Stunde lang prügelten sie brutal auf uns ein“, erzählt Jawahar. Ihr Weihnachtsfest war zerstört.

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Von Gott getragen

Draußen kämpfte Amulya verzweifelt um die Freilassung ihres Mannes. Sie suchte Anwälte, lieh sich Geld, und schließlich verkaufte sie sogar das Familiengrundstück. Doch das Schwerste für sie als Familie war, dass viele Gemeindemitglieder die Gemeinde und das Dorf verließen – aus Angst vor weiterer Verfolgung. Die Kirche, die Jawahar aufgebaut und neun Jahre lang geleitet hatte, zerstreute sich.

Nach 45 Tagen Haft kam schließlich Hilfe: Ein Netzwerk christlicher Anwälte erfuhr von dem Fall und übernahm die Verteidigung. Jawahar und seine Mitbrüder wurden auf Kaution freigelassen. Doch als er heimkehrte, war sein Besitz verloren, seine Gemeinde zerstreut und seine Familie hoch verschuldet. „Ich musste als Tagelöhner auf den Feldern arbeiten, für 250 Rupien am Tag (das sind weniger als 2,50 Euro)“, erzählt er. „Davon kann man kaum leben.“ Doch Gott schenkte ihm neue Hoffnung: Eine kleine Gemeinde im Nachbardorf nahm ihn auf und ermutigte ihn. „Das half mir sehr. Mein Glaube blieb stark. Wir hatten mit vielem zu kämpfen, aber wir sind im Glauben gewachsen.“

Im Juli 2023 fiel das Urteil: Jawahar und die anderen Männer wurden wegen angeblicher Verstöße gegen das sogenannte Anti-Bekehrungsgesetz schuldig gesprochen: zwei Jahre Haft und 50.000 Rupien Geldstrafe (ca. 500 Euro). Sie legten Berufung ein und bleiben bis zur endgültigen Entscheidung frei. Bei seiner Anhörung sprach Jawahar deutliche Worte: „Ich werde meinen Dienst fortsetzen. Ich werde meinen Glauben nicht aufgeben. Ich bleibe hier.“

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Glaube unter Druck

Auch Prakash und Sangeetha erleben, was es heißt, um des Glaubens willen verfolgt zu werden. Wie viele Inder waren sie Hindus, bis sie Jesus als ihren Herrn und Heiland annahmen. Als sie und ihre Familie zum Glauben kamen, warfen sie ihre Götzenbilder weg und bekannten sich öffentlich zu Jesus. Doch als ihre Nachbarn davon erfuhren, meldeten sie sie der radikalen hindu-nationalistischen Organisation Bajrang Dal.

Der Druck aus ihrem Umfeld auf sie wuchs. Um ihre Familien zu schützen, zogen Prakash und seine Brüder in verschiedene Dörfer. Doch sie hielten an Gebet und Gemeinschaft fest. Prakash erzählte überall von seinem neuen Glauben, besonders den Armen, kranken und Eltern von Kindern mit Behinderungen. Seine neun Jahre alte Tochter Lavanya war stets an seiner Seite und betete mit ihm für andere.

Wenn sie nicht evangelisierten, trafen sie sich mit anderen Christen in ihrem Haus, um gemeinsam zu beten. Doch ein einflussreicher Dorfältester aus einer höheren Kaste empfand das Evangelium als Bedrohung und stellte Prakash zur Rede: „Wenn ihr beten wollt, dann woanders, nicht in unserem Dorf!“ Ab diesem Zeitpunkt forderten radikale Hindus von Prakash, seinen Dienst einzustellen. Doch Prakash ließ sich nicht einschüchtern.

Der hohe Preis der Nachfolge

Am 15. Januar 2023 machten sich Prakash und Lavanya auf den Weg in ein Nachbardorf, um dort zu evangelisieren. Auf der Rückfahrt, nur wenige Kilometer von ihrem Haus entfernt, raste plötzlich ein Lastwagen von hinten heran und rammte ihr Motorrad. Sie stürzten in einen Graben. Der Fahrer floh. Die ersten Helfer fanden Prakash bewusstlos, Lavanya schwer verletzt. Sofort brachten sie sie ins Krankenhaus. Prakash überlebte mit schweren Verletzungen, doch Lavanya kämpfte wochenlang um ihr Leben. Eine Operation scheiterte, ihre Organe versagten. Am 27. Februar 2023, nach mehr als einem Monat im Krankenhaus, starb die Neunjährige Lavanya an den Folgen des Unfalls. „Ihr Tod war sehr schmerzhaft, aber wir haben Hoffnung, sie eines Tages wiederzusehen“, sagt ihre Mutter Sangeetha.

Glaube, Liebe, Hoffnung

Prakash und Sangeetha sind überzeugt, dass der Dorfälteste hinter dem Anschlag steckt. Doch die Polizei weigerte sich, die Anzeige aufzunehmen und die Aufnahmen der Überwachungskameras in der Nähe zu sichten. Die Täter sind immer noch auf freiem Fuß. Zu ihrem Schmerz kommt der Spott von vielen Dorfbewohner hinzu: „Sieh, was dir dein Christsein gebracht hat! Du hast deine Tochter und deine Gesundheit verloren!“ Doch auf solchen Aussagen antwortet Prakash ruhig: „Dieses Leben hier ist nicht von Dauer. Es ist alles nichtig und vergänglich. Aber wir haben eine bessere Hoffnung, und zwar das ewige Leben bei Gott.“ Da Prakash am Anfang arbeitsunfähig war, ernährte Sangeetha die Familie mit ihrer Arbeit auf den Feldern. Sie zogen in ein kleines Haus, das ihrer Mutter gehört.

Vergebung und Frieden

Der Mann, den sie für den Drahtzieher halten, hat sich nie bei ihnen entschuldigt. Dennoch sagt Prakash: „Ich bin bereit, ihm zu vergeben. Gott hat uns befohlen, denen zu vergeben, die uns verfolgen. Also vergebe ich ihm.“ Wenn Sangeetha an Lavanya denkt, kommen ihr die Tränen. „Ich war am Boden zerstört“, sagt sie. „Aber ich habe gelernt, Gott zu vertrauen und loszulassen – für meine eigene Heilung.“ Auch Prakash erkennt Gottes Güte inmitten des Leids. „Welche Schwierigkeiten auch kommen, wir dürfen niemals die Hoffnung auf Gott verlieren“, sagt er.

Weihnachten heute – Hoffnung, die bleibt

Wie Maria und Josef einst wegen der drohenden Gefahr mit dem

neugeborenen Jesus vor Herodes fliehen mussten, so erleben auch heute Christen in Indien, dass der Glaube an Jesus mit Gefahr verbunden ist. Doch das Licht, das damals mit Jesus ins Dunkel kam, gibt bis heute Hoffnung inmitten der Dunkelheit. Jawahar und Amulya, Prakash und Sangeetha stehen für viele Christen, die Weihnachten nicht in Frieden feiern können, sondern mit Tränen und in Schwierigkeiten, aber auch mit Glauben und Gebet.

Bitte beten Sie

in dieser Weihnachtszeit für die Christen in Indien, dass sie beschützt bleiben, ihren Glauben mutig leben, und dass Gottes Liebe heller leuchtet als jede Dunkelheit.

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Selbst Zeuge Sein

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Die HMK veröffentlicht persönliche Erlebnisse verfolgter Christen. Denn sie berichten von der Gnade Gottes. Dadurch werden Christen im Westen zu Hingabe in der Nachfolge Jesu und zum eigenen, mutigen Zeugnis herausgefordert.

Verfolgung Biblisch Einordnen

Verfolgung biblisch einordnen

Die Erfahrungen verfolgter Christen und ihr Zeugnis lassen uns einen neuen und klareren Blick auf biblische Wahrheiten gewinnen. Wir lernen von den Verfolgten, dass Leiden zum Christsein gehört, weil auch Jesus gelitten hat. Wir sehen, wie Gott in diesem Leiden trägt.

Die biblische Sicht von Verfolgung wollen wir als Herausforderung und Ermutigung im deutschsprachigen Raum weitergeben.

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Die Hilfsaktion Märtyrerkirche unterstützt mit den Spenden, die ihr anvertraut werden, weltweit Projekte zur Hilfe für verfolgte Christen. Sie arbeitet dabei zusammen mit Partnern vor Ort.

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Die HMK stärkt die missionarischen und diakonischen Bemühungen verfolgter Christen. Dadurch ermöglichen wir Christen in Bedrängnis, anderen in Wort und Tat die Liebe Christi zu zeigen – manchmal auch ihren Verfolgern.